Projektreferenz: Digitales Lernmodul für «implicit bias» im Berufungsmanagement

Projektreferenz: Digitales Lernmodul für «implicit bias» im Berufungsmanagement

PROJEKTREFERENZ

Digitales Lernmodul für «implicit bias» im Berufungsmanagement

Eine Schweizer Universität optimiert ihre Berufungsverfahren im Rahmen einer Diversitätsstrategie. Ein gut erforschtes Phänomen dabei sind unbewusste Stereotypen («implicit bias»), die entsprechende Personalvorgängen oft negativ beeinflussen. Berinfor begleitete die Konzeption und Produktion eines interaktiven Lernformats, mit dem künftige Mitglieder von Berufungskommissionen anhand konkreter Situationen trainieren, wie sie solchen Implicit Bias erkennen und angemessen auffangen. Das digitale Weiterbildungsmodul „Eine Professorin für die Universität Altenklangs“ wird in Präsenzworkshops auf dem Campus verwendet, kann aber auch für selbstgesteuertes e-Learning eingesetzt werden – zum Beispiel für die vorbereitende Schulung der externen Mitglieder einer Berufungskommission.

Hochschulen sind aktiv darum bemüht, eine höhere Zahl von Professorinnen zu berufen. Entsprechend instruieren sie ihre Berufungskommissionen: Bei gleicher Qualifikation, so lautet die Standardformulierung für die Stellenausschreibung, werden Frauen bevorzugt berufen. Regelmässig zeigen sich in der Endphase des Verfahrens jedoch weibliche Kandidaten unterrepräsentiert, trotz der besten Absichten bei allen Beteiligten. Verschiedene Studien zum Berufungsmanagement identifizieren als eine prominente Ursache dafür unbewusste Vorurteile, sogenannte «implicit biases».

Bereits während der Auswahl von Bewerbungen und auch bei der nachfolgenden Beurteilung von Kandidatinnen begünstigen Stereotypen den Prozess zu Gunsten männlicher Bewerber. Solche unbewussten Mechanismen verzerren die Beurteilung der nie objektiv „gleichen“ Qualifikationen wissenschaftlicher Werdegänge zum Nachteil von Frauen. Diversitätstrainings informieren häufig über dieses Problem, bleiben aber unwirksam, sofern sie nicht gleichzeitig die notwendigen Kompetenzen vermitteln und überprüfen.

Gemeinsam mit dem Auftraggeber konzipierte und produzierte Berinfor ein interaktives Trainingsmodul, komplementär zu bereits vorhandenen, thematisch verwandten «Erklärfilmen». Unser Ansatz für das digitale Lernformat zielte dabei auf eine hohe Lebensdauer, die einfache spätere Erweiterbarkeit und die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der zu erstellenden Inhalte. Deshalb produzierten wir Video überwiegend mit den «Bordmitteln» der Hochschule (Darsteller, Drehorte, Requisite, Kostüm) und bezogen nur punktuell professionelle Dienstleister ein, für ein hochwertiges und langlebiges «Look & Feel» der Medienbausteine.

Die konzeptionelle, mediendidaktische und technische Beratung umfasst dabei auch einen Wissenstransfer an den Auftraggeber für den künftigen Einsatz von Video, Apps und e-Learning in der Weiterbildung als «Blended Learning». Das Modul steht dem Auftraggeber nach Projektabschluss plattformunabhängig für eine breite Verwendung und flexible Nachnutzung unabhängig von konkreten Dienstleister zur Verfügung, die ein späteres Anpassen oder Erweitern vereinfacht.

Typische Gesprächssituationen in Berufungsverfahren werden in einer narrativen Sequenz von kurzen Videos simuliert. Künftige Mitglieder einer Berufungskommission wählen im Anschluss an jede Einzelszene mögliche Handlungsalternativen als ihre bevorzugte Reaktion. Ein spielerischer Ansatz («gamification») fördert die Motivation, denn das Ergebnis ist abhängig von den getroffenen Entscheidungen, so dass man das Modul mehrfach absolvieren kann. Das Modul wird im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitforschung evaluiert und steht als Whitelabel-Format auch anderen Hochschulen zur Verfügung.