Befragung 2020: Erneuerung der Kernsysteme – eine strategische Führungsaufgabe der Hochschule
Elemente eines erfolgreichen Kernsystem-Managements identifizieren
Kernsysteme wie Campus Management, E-Learning oder Finanz- und Personalmanagement stehen bei vielen Hochschulen schon längst im produktiven Einsatz. Häufig basieren sie auf älteren Technologien und erfordern meist höheren Aufwand für Betrieb und Entwicklung. Dies hemmt den digitalen Wandel.
Die Hochschulen haben im vergangenen Jahr beachtliche Anstrengungen unternehmen müssen, um den Hochschulbetrieb und dessen Administration aus der Ferne auflagenkonform aufrechterhalten zu können. Dies führte bei vielen Einrichtungen zu einem Entwicklungsschub in Bereichen der Digitalisierung. Da Kernsysteme meist über die Jahre organisch gewachsen sind, ist ein revolutionärer Veränderungsprozess oder Digitalisierungsschub im Rahmen dieser Legacy-Anwendungen meist nicht möglich. Eine nachhaltige Reform der Kernsysteme erfordert komplexe Projektvorhaben, die Entwicklung, Erweiterung, Erneuerung, Ablösung und Beschaffung betreffen.
Den ausführlichen Bericht finden Sie hier:
Projektreferenz:
Quo Vadis mit dem Campus-Management-System
Im Frühjahr 2020 hat Berinfor deshalb Führungskräfte aus Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz um ihre Einschätzung gebeten. Ziel war eine Momentaufnahme der Hochschullandschaft, um die Relevanz der Kernsysteme in unterschiedlichen Bereichen der Hochschule sowie Erfolgsfaktoren für die Ablösung und Modernisierung der Kernsysteme zu beleuchten. An dieser Stelle möchten wir allen Teilnehmenden für ihr Vertrauen und für die aufgewendete Zeit zur Bemühung um einen differenzierten Diskurs danken. Mit dieser Publikation stellen wir die Ergebnisse einem breiten Publikum zur Diskussion.
Hohe Relevanz und geringe Aktualität bei Kernsystemen
Die Umfrageteilnehmenden waren einerseits angehalten, ihre Einschätzung für sieben im Einsatz stehende Kernsysteme bezüglich deren Relevanz für den Wettbewerbsvorteil sowie dem aktuellen Handlungsbedarf kundzugeben. Über alle Hochschultypen sowie auch über beide Länder hinweg gesehen, wird ersichtlich, dass eine hohe Uniformität in der Bewertung der Kernsysteme besteht. Die meisten Kernsysteme werden als «eher» bis «absolut erfolgskritisch» eingeschätzt, wohingegen die Aktualität der Kernsysteme etwas tiefer eingestuft wird. Unter der Annahme, dass aus der Diskrepanz zwischen Relevanz und Aktualität der Handlungsbedarf abgeleitet werden kann, besteht somit bei allen Kernsystemen – bis auf eine Ausnahme – aktuell oder in naher Zukunft Handlungsbedarf.
Andererseits beantworteten die Teilnehmenden folgende offene Frage: «Welche Erfolgsfaktoren gilt es zu berücksichtigen, wenn man die Kernsysteme stets auf dem Stand der Zeit halten möchte, damit sie einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung der Hochschule beitragen?» Die qualitative Analyse der Antworten verweist auf sechs relevante Bereiche in welchen Erfolgsfaktoren identifiziert wurden. Der grösste Anteil der Daten (20 %) benannte Faktoren im Bereich Technologie. Die übrigen Antworten adressieren mit jeweils zwischen 14 % und 17 % die spezifischen Teilaspekte von IT-Organisation, Anwendungsperspektive, Transformation, Ressourcen und Steuerung. Weil die Einbettung von Kernsystemen im komplexen Organisationsgefüge einer Hochschule verschiedene Aspekte und Ebenen berührt, überlappen und komplementieren sich die so gewonnenen Aussagen.